Chronik

Chronik

Zur Geschichte des Schützenvereins

515Das Schützenfest in Mehr ist eines von vielen hunderten ähnlicher Feste, die jetzt in Deutschland, in Österreich, Südtirol und der Schweiz gefeiert werden. Kaum eine andere Institution hat in Mitteleuropa eine ähnlich weit zurückreichende Tradition wie das Schützenfest. Sie sind ein gesellschaftliches Ereignis und Sie dienen dem Zusammenhalt des Geimeinwesens. Sie entstanden im Mittelalter, weil die Bürger in gemeinsamer Anstrengung ihre Städte schützen mußten. Geblieben ist neben der Tradition die Freude an der sportlichen Leistung: Tausende von Schützen streben jedes Jahr danach, beim Schuß auf Holzvogel oder Zielscheibe der Beste zu sein, König der Schützen zu werden.

123Derzeit sind in Deutschland knapp 1,5 Millionen Schützen aktiv, organisiert in über 1400 Vereinen. In der Schweiz sind es knapp 450.000 Schützen, in Österreich 50.000 und in Südtirol rund 5.000.

Wie bereits gesagt, reicht das Schützenwesen bis ins Mittelalter zuück. Anfang des 14. Jahrhunderts entstanden die ersten Schützengesellschaften im flämischen Raum. Von da aus breiteten sie sich schnell in Westfalen, Niedersachsen und weiter gen Süden aus. Schon früher wurde der Schützenkönig ausgeschossen. Dem Besten winkten als Belohnung Steuer- und Abgabenfreiheit oder “Zielwasser” – eine Tonne Bier.

Nun aber zum Dorf Mehr:

Dorfleute und Bauern waren im 15. Jahrhundert verpflichtet, in unruhigen Zeiten Dorf und Baunernhöfe zu schützen. Aus diesen sog. Klüppelsleuten entwickelten sich die Landmilizen die Buureschützen genannt wurden. Zu dieser Zeit wird sich auch hier in Mehr eine Schützenbruderschaft zusammengefunden haben. Im Xantener Stiftsarchiv befindet sich eine Urkunde vom 6. Mai 1484, in der einer St. Antonius- und St. Sebastianus-Gilde in Mehr beurkundet wird: Herr Bernahrd Borkees und seine eheliche Hausfrau haben dem Gildmeister der St. Antonius- und St. Sebastianus-Gilde in Mehr drei rheinische Gulden jährliche Erbrente aus ihrem Aven Hofe zu Bergen im Gericht und Kirchspiel Bislich verkauft im Jahre 1484 am Tage des hl. Johannes vor der lateinischen Pforte (6. Mai).

D.h. bereits um 1484 muss in Mehr eine Gilde oder Bruderschaft bestanden haben.

Von Ende des 15. Jahrhunderts bis zur 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts war eine Zeit fast ununterbrochener Kämpfe von denen auch die Mehrer Bevölkerung nicht verschont blieb. Die Folgen waren verheerende Krankheiten. Bei einer dieser Epidemien starb auch im Jahre 1758 der Junggesellenschützenkönig Johann Heinrich Beyer wie das Sterberegister Haffen-Mehr ausweist. Im Laufe der Zeit wurden dann durch Kurfürsten und Könige die Gilden wechselweise verboten und wieder zugelassen.

513Im Jahre 1921 wurde die Gründung des Bürgerschützenvereins Mehr vollzogen. Jetzt blieb der Verein nicht nur den Junggesellen vorbehalten, sondern alle Bürger von Mehr konnten Mitglied werden.

Vom 2. Weltkrieg unterbrochen lebte 1949 die Vereinstätigkeit wieder auf.

Heute hat sich das Mehrer Schützenfest zu einem echten Volksfest entwickelt, was die Gemeinschaft fördert, viel Freude und Freunde bringt und das von vielen Gästen besucht wird.

 

 

Lothar Krassa